Regisseurin Barbara Eder: „Das Casting für Der Schwarm war ein langer Prozess“

Die Thriller-Serie „Der Schwarm“ erzählt vom Kampf der Menschheit gegen eine unbekannte Schwarmintelligenz, die in den Tiefen des Meeres lebt. Die erste Folge wird am 22. Februar im ZDF ausgestrahlt. Regisseurin Barbara Eder spricht im Interview über den aufwändigen Casting-Prozess und unterschiedliche Sprachen am Filmset.

ZDF / Jens Gyarmaty

Frau Eder, Sie haben mit der ZDF-Serie „Der Schwarm“ eine internationale Großproduktion mit Schauspielern aus vielen verschiedenen Ländern realisiert. Wie lief der Casting-Prozess ab?

Das war ein sehr langer Prozess, weil viele Länder daran beteiligt waren – zum Beispiel Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Skandinavien und sogar Japan. Weil die Finanzierer einer solchen Produktion Wünsche und Mitspracherecht haben, wird der Casting-Prozess von sehr vielen Besprechungen begleitet. Am Anfang haben wir besprochen, welche Figur aus welchen Ländern kommt. Wir haben gegenüber der Buchvorlage einige Veränderungen vorgenommen – manchmal sogar am Geschlecht. Es waren mehrere Casting-Direktoren aus verschiedenen Ländern beteiligt. Wir haben eCastings gemacht, weil wir uns damals wegen der Pandemie im Lockdown befanden. Nach der Vorauswahl, die die Caster getroffen haben, waren noch immer sehr viele Tapes anzuschauen. Es war für mich ungewohnt, nicht selber beim Casting mit den Schauspielern arbeiten zu können. Aber es war okay. Ich habe teilweise Rücksprache mit den Schauspielern gehalten, um ein Feedback zu geben und mir teilweise auch eine weitere Szene zu wünschen. Dadurch entstand eine Annäherung, sodass wir die richtigen Schauspieler gefunden haben

Hatten Sie beim Drehbuch bereits Schauspielerinnen und Schauspieler für die Rollen im Kopf?

Nein, das habe ich grundsätzlich nicht. Manchmal sind die Casting-Direktoren irritiert, weil ich wirklich mit null Vorschlägen ankomme. Ich würde mich aber wahnsinnig einschränken, wenn ich so früh bereits genaue Vorstellungen habe. Ein guter Casting-Direktor schlägt mir für die Rollen sehr unterschiedliche Schauspieler vor. Ich finde es super, wenn mir jemand vorgeschlagen wird, auf den ich niemals gekommen wäre. Das kann gerne auch vom eigentlichen Rollenprofil abweichen. Eine eigentlich männlich angedachte Rolle könnte von einer Frau gespielt werden, eine als junger Mann angedachte Rolle könnte von einem altern Herren gespielt werden. Ich möchte gerne auch neue Leute entdecken. Das macht mir wahnsinnig Spaß. Nichts ist schlimmer, als wenn man bei der Besetzung nur konventionell vorgeht. Auch bei „Der Schwarm“ sind wir teilweise von der Buchvorlage abgewichen. Mit gefällt der Diversitätsgedanke – nicht, weil das ein Muss ist, sondern weil das auch den Geist für unkonventionelles Denken fördert. Alter und Schönheit spielen bei der Besetzung dann oft keine Rolle mehr.

In welcher Sprache wurde der Film gedreht?

Die Hauptsprache war Englisch. Aber wir haben das so umgesetzt, wie man in Europa wirklich sprechen würde. Das hing von der jeweiligen Szene ab. In dem Film kommen mehr als elf Länder vor. Wenn eine schwedische Figur mit ihrer schwedischen Tochter spricht, hat sie natürlich Schwedisch gesprochen. Spricht eine schwedische Professorin aber mit einem französischen Wissenschaftler, wurde in Englisch gesprochen. Deshalb war es auch wichtig, Leute aus den jeweiligen Ländern zu besetzen, die sowohl ihre Heimatsprache wie auch Englisch sprechen können.

„Der Schwarm“ ist eine sehr aufwändige Produktion. Haben Sie das Gefühl, dass die Öffentlich-Rechtlichen durch die Konkurrenz der Streamer mittlerweile zu höheren Investitionen bereit sind?

Ja, absolut. Dadurch entstehen unkonventionelle Formate. Ein Fernsehsender muss dabei auch einmal überraschen und sich überlegen, wie sie in der Liga der Streamer mitmischen können. Das geht nur, indem sich die Sender aus den verschiedenen Ländern zusammentun. Genau das ist bei „Der Schwarm“ geschehen und hat eine solch große Produktion ermöglicht. Ein einzelner Sender ist zu klein, um so etwas zu realisieren. Ich denke, solche europäischen Großproduktionen wird es zukünftig häufiger geben. Ich halte das sogar für ein Muss.