Jürgen Vogel im Interview: „Das neue Hollywood hat mich geprägt“

In der ARD-Serie „Informant – Angst über der Stadt“ versetzen Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag auf die Hamburger Elbphilharmonie die Polizeibehörden in Alarmbereitschaft. Jürgen Vogel spielt darin die Hauptrolle. Die Mini-Serie ist ab dem 11. Oktober 2024 in der ARD Mediathek und am 16. und 17. Oktober in Das Erste zu sehen. Im Kurzinterview spricht der 56-Jährige über seine Rollenvorbereitung.

(Bild: Boris Laewen, Bearbeitung: Viktoria Grunjajew)

Herr Vogel, was hat Sie an der Thriller-Serie „Informant“ gereizt? War es möglicherweise die Aktualität, weil Terror leider wieder ein sehr präsentes Thema geworden ist?

Es war eigentlich weniger die Aktualität, sondern eher die Drehbücher und die Figuren, die Matthias (Glasner, Drehbuchautor und Regisseur, Anm.d.Red.) gezeichnet hat. Meine Figur Gabriel ist völlig am Ende, ein gebrochener Mann. Diese Figur wollte ich wahnsinnig gerne spielen. Zudem fand ich in der Geschichte das politische Spiel sehr interessant. Was passiert eigentlich in den Behörden? Wie geht man da vor? Welche Abteilung ist für was eigentlich zuständig? Wie politisch ist das alles überhaupt? Diesen Einblick fand ich sehr interessant.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Mich interessiert natürlich immer der reale Hintergrund. Was bedeutet es, Undercover zu arbeiten? Was machen die und was für eine Ausbildung haben sie? Wie ist das psychologisch? Was für eine Auswirkung hat das auf die Charaktere? Dazu kann man sich natürlich von vielen erfahrenen Leuten beraten lassen. Auf der anderen Seite mache ich schon seit vielen Jahren Filme und Serien, die mit dem Polizeidienst zu tun haben. Dadurch habe ich bereits viele Leute kennengelernt, die zum Beispiel beim SEK, bei der Kripo oder im normalen Polizeidienst arbeiten. Über die 40 Jahre, die ich diesen Beruf ausübe, habe ich viele Gespräche geführt und konnte mir dadurch den Charakter zusammenbasteln.

Sie haben einmal berichtet, dass Sie als junger Schauspieler von dem Film „Taxi Driver“ mit Robert De Niro inspiriert wurden. Darin handelt es sich ebenfalls um eine gebrochene Figur. Haben solche Charaktere Sie von Anfang an fasziniert?

Ja, zumal das Hollywood-Kino geprägt war von gebrochenen Helden, von Anti Helden. Das ging schon mit James Dean und Marlon Brando los und reichte bis zu Clint Eastwood in „Dirty Harry“. Das hat das New Hollywood damals ausgemacht und ist praktisch die Entstehung des Kinos. Bei uns in Deutschland kam dies erst viel später auf. Was das Kino angeht, sind solche Charaktere in Deutschland sogar noch immer selten. Hierzulande wird immer lieber auf Comedy oder auf Romantic-Comedy gesetzt, weil das ja auch erfolgreich ist. Das Fernsehen hat in Deutschland etwas früher gebrochene Figuren für sich entdeckt. Das ging mit Götz George als Schimanski los. Dies war eine andere Art von Kommissar. Er machte Dinge, die ein Kripo-Beamter eigentlich nicht machen sollte. Er hat zugehauen und Dinge getan, die man nicht machen darf. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen: Ja, das neue Hollywood hat mich als Schauspieler geprägt. Das war eine faszinierende Zeit.

Im ca:stmag gibt es demnächst ein ausführliches Interview mit Jürgen Vogel zu lesen, in dem er noch detaillierter verrät, wie er sich auf Rollen vorbereitet, außerdem erklärt er unter anderem, warum er nur einen Tag auf einer Schauspielschule war.