Lea Marlen Woitack im Interview: So drehte sie eine Liebesgeschichte mit dem tauben Schauspieler Benjamin Piwko

Die Schauspielerin Lea Marlen Woitack ist in der täglichen Serie „Rote Rosen“ (montags bis freitags um 14:10 in der ARD) in einer Liebesgeschichte mit dem tauben Schauspieler Benjamin Piwko zu sehen. Im Interview mit dem ca:stmag verrät sie, wie das Zusammenspiel der beiden funktionierte.

Frau Woitack, in der Telenoveala „Rote Rosen“ verliebt sich Ihre Rolle Svenja Jablonski in einen tauben Mann. Das Besondere ist, dass diese Rolle wirklich von einem tauben Schauspieler gespielt wird. Wie funktionierte die Zusammenarbeit? Beherrschen Sie zum Beispiel die Gebärdensprache?

Anfangs konnte ich gar nichts – null. Grundsätzlich fand ich die Idee von Anfang an super. Aber die Umsetzung war nicht einfach. Wir haben hier keine Probenzeit. Außerdem ist mein Drehplan so voll, dass kaum Zeit besteht, um so etwas zu lernen. Am Anfang war das eine totale Überforderung. Ich musste meinen Text lernen und auch seinen Text, den er in Gebärdensprache übermittelt. Das ist bei 130 Seiten pro Woche nicht ohne. Ich musste parallel die Gebärden lernen und die Vorgänge spielen.

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Das klingt tatsächlich sehr schwierig. Wie haben Sie das gemeistert?

Zum Glück hat mein Spielpartner Benjamin Piwko sich viel Zeit genommen. Wir haben uns am Wochenende oder nach Feierabend zusammengesetzt und alle Szenen gemeinsam mit einem Coach vorbereitet. Benjamin ist ein strenger aber liebevoller Lehrer (lacht). Das Lernen der Gebärdensprache hat sehr viel Spaß gemacht. Durch die gute Vorbereitung musste ich beim Dreh nicht mehr viel nachdenken, sondern konnte mich auf die Szenen konzentrieren. Mit der Zeit hat sich das Sprechen mit dem Körper automatisiert. Wir haben insgesamt drei Wochen zusammen gedreht. Und genauso wie meine Rolle Svenja langsam die Gebärdensprache lernte, lernte auch ich mit. Mit der Zeit wurde das immer flüssiger. Es hat richtig Spaß gemacht.

Worin lag für Sie der Reiz daran?

Eine Telenovela ist normalerweise sehr wortlastig. Es wird sehr viel geredet. Das ist ja auch so gewollt. Durch Benjamin konnten wir nicht so viel reden. Wir haben also alles reduziert auf die Essenz: Worum geht es hier eigentlich? Bei sprachlastigen Szenen entsteht hier oft das Problem, dass der Körper als Kommunikationsmittel vernachlässigt wird. Als Schauspielende benutzen wir den Körper als Instrument, um uns auszudrücken. Das wird hier schon mal vergessen. Die Zusammenarbeit mit Benjamin hat mich daran erinnert, den Körper wieder zu integrieren. Was für ein Wake Up Call! Ich war irgendwann so mit der Gebärdensprache vertraut, dass ich teilweise vergaß, meine Lautstimme zu benutzen. Die Tontechniker mussten mich regelrecht daran erinnern, laut zu sprechen (lacht).

War das vielleicht die größte Herausforderung, die Sie als Schauspielerin bislang zu meistern hatten?

Nicht die größte, aber definitiv eine der Einprägsamsten. Ich bin daran schon sehr gewachsen. Anfangs war ich ein bisschen naiv und habe gedacht: Das eine ist die Lautsprache, das andere ist die Gebärdensprache – und man übersetzt es dann halt. Erst durch diese Rolle habe ich gelernt, dass das eine ganz andere Kultur und auch ein anderes Denkmuster ist. Das hat mich persönlich und auch schauspielerisch reicher gemacht.