Nina Moser und Dana Grünenfelder führen das Casting-Büro Revolve Casting in Zürich. Im Kurzinterview geben sie ein paar Einblicke in Ihre Arbeitsweise. Demnächst ist im ca:stmag ein Schweiz-Spezial zu lesen, in dem verschiedene Casterinnen auch deutschen Schauspielerinnen und Schauspielern Tipps geben.

Dana Grünenfelder (links) und Nina Moser (Fotocredit Felix Busso)
Das war die für mich persönlich wichtigste Produktion…
Moser: Jede Besetzung ist einzigartig und spannend. In der Vergangenheit durfte ich an zahlreichen interessanten Projekten mitwirken – unter anderem an der Serie DAVOS. Die Geschichte, angesiedelt im Jahr 1917, bot eine Vielzahl vielschichtiger, komplexer und spannender Rollen. Bei der Besetzung wurde besonders viel Wert auf Authentizität gelegt. Der Castingprozess für die Hauptfiguren war entsprechend aufwändig – und zugleich ausgesprochen faszinierend.
Grünenfelder: Besonders witzig und persönlich bedeutsam war für mich das Casting für die Serie „Unsere Kleine Botschaft“, da es zwei meiner Lebenswelten miteinander verknüpfte. Schon während meiner Zeit an der Schweizer Botschaft dachte ich oft, wie viel komödiantisches Potenzial in diesem Umfeld steckt. Umso mehr freut es mich, dass nun tatsächlich eine Serie gemacht wird.
Das macht mich als Casting-Direktorin aus…
Moser: Mir ist es wichtig, jede Person individuell zu betrachten und ihr mit Offenheit und Aufmerksamkeit zu begegnen. Ich möchte einfühlsam und offen für jede Persönlichkeit und jede Situation sein – das ist für mich eine zentrale Haltung in meiner Arbeit.
Grünenfelder: Mein Gespür für Menschen. Für mich ist Casting eine intuitive Arbeit. Es ist mehr als die Suche nach passenden Gesichtern – es geht darum, Menschen zu finden, die mit ihrer Präsenz, Energie und Erfahrung eine Figur glaubwürdig mit der Geschichte verbinden. Ich gehe gerne auch abseits der bekannten Wege und mag es in ganz unterschiedlichen Lebenswelten zu recherchieren.
Das macht unsere Arbeit so schwer…
Moser: Die Filmwelt in der Schweiz ist klein, und die Fördermittel sind begrenzt. Ausschließlich von Besetzungsarbeit zu leben, ist deshalb nicht immer einfach.
Grünenfelder: Ja, das sehe ich auch so. Zudem fällt es mir schwer, Absagen zu überbringen. Man erlebt den ganzen Prozess so nah und fiebert mit den KandidatInnen mit. Für die SchauspielerInnen, die nicht ausgewählt werden, ist das natürlich eine enttäuschende Nachricht…
Das macht unsere Arbeit so befriedigend…
Moser: Wir sind das verbindende Glied zwischen der fiktiven Figur und ihrer lebendigen Verkörperung – ebenso wie zwischen SchauspielerIn und RegisseurIn. Die Menschlichkeit in diesem Beruf ist für mich sehr bereichernd. Es bereitet mir große Freude, Menschen auf ihrem Weg ein Stück zu begleiten und ihnen eine Bühne zu geben, auf der sie ihrer Leidenschaft nachgehen können.
Grünenfelder: Was die Arbeit als Casting Director für mich besonders erfüllend macht, ist die Möglichkeit, Geschichten durch die richtigen Menschen zum Leben zu erwecken. Es ist ein kreativer Prozess, bei dem wir Talente entdecken, die Figuren mit Persönlichkeit und Authentizität füllen.
Das war meine schönste Entdeckung …
Moser: Ich war für unterschiedlichste Kinder- und Jugendcastings verantwortlich – eine Aufgabe, die ich als äußerst spannend empfinde. Auch bei Projekten mit LaiendarstellerInnen habe ich viele faszinierende Gesichter und Persönlichkeiten kennengelernt. Eine besonders faszinierende Entdeckung war Alma Klingenbeck in der TV-Serie EMMA LÜGT. Bereits beim ersten Casting hat sie uns mit ihrer ausdrucksstarken Präsenz und ihrer mitreißenden Spielfreude begeistert.
Grünenfelder: Eine meiner schönsten Casting-Entdeckungen war Tonatiuh Radzi. Ich traf ihn bei einem Street Casting – seine Energie fiel mir sofort auf, sie passte perfekt zur gesuchten Rolle. Obwohl er keine Schauspielerfahrung hatte, kam er zum Casting und bekam dann die Rolle.
Diesen Tipp möchte ich SchauspielerInnen gerne geben…
Moser: Sich selbst treu bleiben. Offen und mutig durchs Leben gehen – mit dem Bewusstsein für die eigenen Grenzen.
Grünenfelder: Da stimme ich zu – Authentizität spielt eine entscheidende Rolle, sich selbst treu bleiben. Gerade für junge SchauspielerInnen am Anfang ihrer Karriere ist es wichtig, sich nicht durch Absagen entmutigen zu lassen. Manchmal braucht es einfach mehrere Anläufe, bis man die richtige Rolle ergattert – durchhalten lohnt sich.