Autorin Marianne Wendt verrät, wie Schauspieler den Einstieg als Drehbuchautor schaffen können

Marianne Wendt ist seit über 20 Jahren als Autorin aktiv. Sie begann ihre Laufbahn als Dramaturgin am Deutschen Theater Berlin, war später unter anderem Chefautorin der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“ und Creator sowie Showrunnerin der achtteiligen Dramaserie „Neumatt“. Dies war die erste Schweizer Serie, die auf Netflix in 190 Ländern und in 30 Sprachen verfügbar ist.

Ihr neuestes Projekt: Wendt schrieb gemeinsam mit ihrem Co-Creator Christian Schiller die Drehbücher für die neue ARD-Serie „Wer wir sind“, die bereits jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar ist. In der ARD laufen jeweils drei Folgen am FilmMittwoch, 15. November, ab 20:15 Uhr und am Freitag, 17. November, ab 22:20 Uhr.

Es gibt verschiedene Wege, um als Autor aktiv werden zu können. Wendt studierte Theaterregie am Regie-Institut Hamburg und Architektur an der TU München und der Universität der Künste Berlin. Gleichwohl gibt es auch SchauspielerInnen, die ein gutes Gefühl für Dramaturgie haben und als DrehbuchautorIn tätig werden.

Die 1. Möglichkeit: Drehbuch-Masterprogramme

Wendt verrät, wie der Einstieg in die Branche möglicherweise realisierbar ist. „Es gibt zwei Wege, die funktionieren können“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Zunächst einmal gibt es Drehbuch-Masterprogramme, wie zum Beispiel von der Münchner Drehbuchwerkstatt, wo ich wirklich mit einem Expose hingehen kann. Dort sind Leute, die Talent erkennen. Ich habe dann ein Jahr Zeit,  um dort unter professioneller Anleitung ein Drehbuch zu entwickeln.“

Wendt ist 2006/2007 selber das Programm der Drehbuchwerkstatt München (HFF München) durchlaufen und entwickelte dort ihr erstes Drehbuch mit dem Titel „Hälfte des Lebens“, für das sie den Tankred-Dorst-Preis verliehen bekam.

„Dadurch bekommt man einerseits ein Skill-Set und die Begleitung für ein fertiges Buch, das zum Abschluss auf einem gewissen Level ist“, erklärt Wendt. „Hinzu kommt das Pitching innerhalb der Branche. Dies unterstützt auch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, weil man dann dort plötzlich als Autorin und Absolventin des Master-Studiengangs steht – und nicht mehr als Schauspielerin. Zudem könnten Schauspieler beim Pitchen auch einen Vorteil gegenüber den tendenziell eher schüchternen Autoren haben.“

Die 2. Möglichkeit: Für einen Writers Room bewerben 

Eine andere Möglichkeit könnte darin bestehen, die Kontakte zu nutzen, die man durch die Schauspielerei geknüpft hat: „Man könnte sich an Produktionsfirmen wenden, mit denen man für bestimmte Formate zusammengearbeitet hat, und sich mit Schreibproben für einen Writers Room bewerben.“

Wendt hat selber bereits Writers Rooms zusammengestellt und weiß daher, dass Autoren mit Schauspiel-Hintergrund durchaus eine Bereicherung sein können. „Ich habe total großes Interesse daran, in meinem Writers Room eine Bandbreite an verschiedenen Talenten zu versammeln . Ich habe dann vielleicht einen Autoren, der total strukturstark ist, und eine Autorin, die super witzige Dialoge schreibt, und dann unter Umständen den Schauspieler bzw. die Schauspielerin, die von der Figuren-Psychologie kommt und darin eine unglaubliche Erfahrung hat, die ansonsten kein Autor mitbringt. Das kann für den Writers Room ein großer Vorteil und für den Schauspieler ein guter Einstieg als Autor sein.“

Die „utopische“ Möglichkeit: Drehbuch schreiben und an Produzenten verkaufen

Der häufig verbreitete Gedanke, man könne einfach ein Drehbuch in Spielfilmlänge schreiben und dieses dann direkt an einen Produzenten verkaufen, ist als dritte Variante zwar nicht völlig unmöglich, laut Wendt aber „eher utopisch“.