Die Beschäftigungssituation von SchauspielerInnen ist zurzeit wohl noch dramatischer als zur Corona-Krise. Das entnehmen die Schauspielgewerkschaft BFFS und der Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater (VdA) den Zahlen, die von der Bundesagentur für Arbeit auch für die Berufsgattung Schauspiel ermittelt werden.
In normalen Zeiten sind von den ca. 16.000 deutschen SchauspielerInnen täglich im Schnitt 6.200 SchauspielerInnen in Arbeit, das heißt, in einer befristeten sozialversicherungspflichtigen Anstellung am Theater, vor der Kamera oder vor dem Mikrofon.
Während der Corona-Jahre 2020 / 2021 wurden bekanntlich zeitweise Theater geschlossen sowie Film-, Fernseh- und Synchronproduktionen eingestellt. Folglich sank die tägliche Anzahl der Engagements von SchauspielerInnen durchschnittlich im Jahr 2020 auf 5.916 und im Jahr 2021 weiter auf 5.698.
Nach der Coronakrise erholte sich die Lage und es wurden sogar 6.665 Schauspielbeschäftigungen gemessen. Aber danach sackten sie wieder stark ab – im Jahr 2023 auf 5.825 und im Jahr 2024 auf den bisher tiefsten Stand von 5.505 täglichen Beschäftigungen. Das sind 11,21% weniger als zu normalen Zeiten.
Die Zahlen für das aktuelle Jahr 2025 liegen zwar noch nicht vor, aber die Rückmeldungen der Mitglieder des BFFS und des VdA lassen darauf schließen, dass SchauspielerInnen zurzeit noch weniger Arbeit finden als im Vorjahr 2024. Damit einher gehen enorme wirtschaftliche Einbußen für SchauspielerInnen, aber auch für ihre Schauspielagenturen.
„Die Gründe für die Misere liegen auf der Hand,“ erklärt BFFS-Vorsitzende Leslie Malton: „Die wichtigsten Auftraggeber in unserer Filmbranche, die öffentlich-rechtlichen Sender, produzieren kaum noch was, weil die Politik ihnen nicht die nötigen Rundfunkgebühren gewährt. Die deutsche Filmförderpolitik ist international nicht konkurrenzfähig, ihre Reform noch eine Baustelle. Die Werbeeinnahmen der Privatsender brechen ein, auch die Aufträge der Streamer stagnieren. In der Kulturpolitik und an vielen Theatern wird der Rotstift angesetzt und außerdem droht KI, unsere Arbeit zu ersetzen, vor allem im Synchronbereich. Alles düstere Aussichten!“
„Als Vertraute unserer KünstlerInnen wissen wir: Der extreme Rückgang der Arbeitsangebote setzt ihnen auch moralisch arg zu,“ sagt Ulrich Meinhard, Vorsitzender des VdA: „Ohne eine so offensichtliche Ursache für die Krise, wie die Corona-Pandemie sie war, können Künstler*innen oft nicht erkennen, dass ihre individuelle Flaute die Flaute der ganzen Branche ist. Stattdessen interpretieren sie die mangelnden Arbeitsangebote als persönliches Versagen.“
Leslie Malton und Ulrich Meinhard sind sich einig: „BFFS und VdA wollen sich noch intensiver gemeinsam mit anderen Vereinigungen politisch für unsere Branche einsetzen. Die Auftrags- und wirtschaftliche Notlage muss möglichst bald überwunden werden, damit den Schauspieler*innen und den Mitwirkenden der anderen Gewerke wieder genügend Engagements angeboten werden können.“