Der irische Schauspieler Colin Farrell zählt seit mehr als 20 Jahren zu den erfolgreichsten Schauspielern von Hollywood. Seine jüngste Produktion „The Banshees of Inisherin“, die derzeit bei Disney + zu sehen ist, wurde für neun Oscars nominiert – unter anderem auch Farrell als bester Hauptdarsteller. Zwar ging die Tragikomödie bei den Academy Awards leer aus. Dafür aber wurde Farrell unter anderem mit dem New York Film Critics Circle Award sowie in Venedig mit dem Coppa Volpi als bester Darsteller ausgezeichnet.
Der Film erzählt die Geschichte zweier eigentlich eng miteinander verbundenen Freunde in den 1920er Jahren auf einer irischen Insel, deren Freundschaft ein abruptes Ende nimmt und dadurch eine Kette an absurden Ereignissen lostritt.
Farrell: „Beim Drehbuchlesen bin ich Publikum“
Im Interview mit dem Fachmagazin „Blickpunkt Film“ verrät Farrell, anfangs selber Zweifel am dem Erfolg dieses Films gehabt zu haben: „Als ich das Drehbuch gelesen habe, habe ich mir insgeheim auch die Frage gestellt, ob das ein Stoff ist, der sein Publikum finden wird. Es ist eine sehr spezielle Geschichte, etwas provinzlerisch vielleicht, angesiedelt in einer sehr auf sich selbst bezogenen Welt, nicht unbedingt angetrieben vom Plot. Das war etwas kurzsichtig von mir. Ich sollte über so etwas nicht nachdenken. Aber rückblickend verstehe ich natürlich, warum es mir so ging: eine Geschichte auf einer einsamen kleinen irischen Insel, frühes 20. Jahrhundert…“
Rückblickend allerdings hätte er sich diese Frage gar nicht stellen sollen, wie er sagt: „Der Schein trügt. Da sind all die drängenden Fragen und Themen, die Martin verhandelt, auf seine wunderbar ganz eigene Weise, und die mich beim Lesen sofort beschäftigten und für den Stoff einnahmen. Für mich ist das Lesen von Drehbüchern ein großer Luxus. Beim Lesen bin ich so sehr Publikum, wie es mir zu sein erlaubt ist. Wenn ich anfange, mich mit der Rolle zu beschäftigen, die Figur zu spielen, kann ich nicht mehr Publikum sein. Ich verliere jegliche Objektivität.“
„Es ist unmöglich, sich selbst abzuschalten“
Für Farrell, der ansonsten in der Öffentlichkeit eher durch seine Actionfilme bekannt ist, war dies eine eher ungewohnte Rolle. Dennoch sei das keine vollkommene Abkehr von seiner sonstigen Spielweise gewesen: „Wenn man vor der Kamera spielt, ist man immer eine Version seiner selbst. Man verliert sich nie völlig in einer Rolle, es ist unmöglich, sich selbst abzuschalten. Natürlich ist es eines der Ziele, sich nicht zu wiederholen, immer wieder andere Figuren mit verschiedenen Charaktereigenschaften in verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten zu spielen. Besonders und einzigartig fühlte es sich an, weil das Drehbuch so besonders und einzigartig geschrieben ist.“
„Es gibt viel mehr Schauspieler als Jobs“
Auch wenn der 46-Jährige zu den Weltstars der Filmbrache zählt, weiß er um die schwierigen Umstände in seinem Beruf. „Ich bin mir vollkommen bewusst, in welch einer glücklichen und privilegierten Lage ich mich befinde“, sagt er. „Unter Schauspielern ist die Arbeitslosenquote ungewöhnlich hoch. Es gibt viel mehr Schauspieler und Schauspielerinnen, als es Jobs für sie gäbe. Als Teenager habe ich davon geträumt, mein Leben als Schauspieler zu bestreiten, von der Schauspielerei leben zu können. Jetzt übe ich diesen Beruf seit 25 Jahren aus. So richtig habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt. Es ist wie Magie.“