Die Cannes-Sensation „In die Sonne schauen“ (Regie: Mascha Schilinski) feiert am 2. Juli Deutschlandpremiere auf dem 42. Filmfest München. Jacqueline Rietz und Karimah El-Giamal waren als Casting-Direktoren für die Besetzung zuständig. In einem Interview mit dem Portal „the-spot-mediafilm.com“ verrieten die beiden Caster, wie die Zusammenarbeit ablief.
„Wir haben die Rollen altersmäßig aufgeteilt“, erklärte Jacqueline Rietz. „Der junge Cast bis zum Spielalter von ca. Anfang 20 war vornehmlich meine Aufgabe. Die Erwachsenenrollen sind Karimahs Arbeit gewesen. Jeder hatte seinen Schwerpunkt, was nicht heißt, dass man sich nicht auch gegenseitig befruchten konnte.“
Das Projekt war sehr komplex, weil die Geschichte in mehreren Zeitblöcken erzählt wird – und zwar in den 10er, den 40er, den 80er Jahren und der Gegenwart. „Es war klar, dass der Kindercast sehr speziell ausgesucht sein muss. Und dass sich danach der Erwachsenencast richtet. Es gab ja Figuren in jung und älter, wir haben Figuren, die Familien bilden sollten. Diese Richtung haben die jungen Darsteller:innen vorgegeben, auch optisch“, erklärte El-Giamal.
Und weiter: „Die jungen Darsteller:innen wurden mithilfe einer groß angelegten Suche gefunden, die ich von Anfang an mit verfolgt habe. Bei den jungen Erwachsenen, die es zu besetzen galt, konnten Jacqueline und ich uns gut ergänzen. Insgesamt war es ein sehr aufwändiges Casting.“ Ihr Fazit aus der gemeinsamen Arbeit lautet: „Ich finde Co-Castings generell toll.“
Grundsätzlich laufen Co-Castings nicht immer gleich ab, wie Rietz erklärt: „Die Unterschiede in der Zusammenarbeit ergeben sich oft aus der Größe der Rollen, die ich besetze und wie diese in den Kontext der Geschichte eingebunden sind. Es gibt Projekte, da caste ich die Kinder- oder Jugendrollen relativ separat von der Person, die die Erwachsenenschauspieler castet, weil bestimmte Parameter vorgegeben sind. Dann gibt es Projekte, wo klar ist, dass es Hand in Hand gehen muss, weil wir verschiedene Zeitebenen haben oder weil wir eine Familie gemeinsam casten müssen.“
Schlussendlich müssen Caster immer auf die Wünsche der Regie eingehen. „Es ist immer ein individuelles Herantasten an Arbeitsweisen, um zu sehen, wie die Wünsche gelagert sind“, erzählte El-Giamal. „Ich finde interessant in den Gesprächen zum Casting und Cast zu verstehen, wohin die Fantasie geht, wie fest jemand in seiner Vorstellung ist, ob es die Bereitschaft gibt, sich auf etwas ganz anderes einzulassen etc… Aber am Ende ist es eine Sache, die immer im Sinne der Regie sein muss, weil sie mit den Schauspielenden arbeitet.“
Rietz erklärte noch einmal, dass nicht zwingend die besten Schauspieler die Rolle bekommen, sondern die passendsten: „Man kann nicht eine Besetzungsentscheidung unabhängig vom Blick aufs Gesamtensemble treffen. Deswegen ist es am Ende des Tages oft so, dass man sich von tollen Leuten verabschieden muss, weil sie nicht ins Gesamtensemble passen, oder weil sich sonst ein Fokus verschieben würde oder plötzlich etwas ganz anders erzählt werden würde.“