Nina Gummich und ihre Herangehensweise an die Rolle eines Vergewaltigungs-Opfers

Die Schauspielerin Nina Gummich ist am Montag um 20:15 Uhr in dem ZDF-Film „So laut du kannst“ (bereits jetzt abrufbar in der ZDF-Mediathek) in einer besonders emotionalen Rolle zu sehen. Die 32-Jährige spielt ein Vergewaltigungsopfer. Die Vorbereitung darauf war sehr anspruchsvoll, wie sie in einem Interview mit  ca:stmag verriet.

Nina Gummich (Foto, links) in dem Film "So laut du kannst" (Marion von der Mehden / ZDF)

„Ich habe zunächst einmal viel darüber gelesen, mir außerdem Dokumentationen und auch die Netflix-Serie „Unbelievable“ angesehen. In der Serie wird eindrucksvoll dargestellt, wie eine Vergewaltigung stattfindet und dass das Opfer danach so viele Befragungen durchläuft, dass sie am Ende selbst nicht mehr weiß, ob sie das nun wirklich erlebt hat oder nicht. In unserem Film wird ebenfalls angedeutet, wie schwierig es ist, verschiedene Institutionen zu durchlaufen und immer wieder Fragen zu der Vergewaltigung zu beantworten“, berichtet sie.

Zur Geschichte des Films: Die Freundinnen Kim und Maja jobben als Hostessen beim „Gentlemen’s Evening“, einer exklusiven alljährlich stattfindenden Veranstaltung der Wirtschaftselite. Dort trifft Kim ihren alten Schulfreund Max, der sie nach dem Event nach Hause bringt, während Maja noch einen Absacker an der Bar trinkt.

Am nächsten Tag ist nichts mehr wie zuvor: Maja wacht orientierungslos und nackt in einem Hotelzimmer auf. Die Anzeige der Vergewaltigung läuft ins Leere. Während Maja am liebsten vergessen und ihr altes Leben zurückhaben möchte, will sich Kim damit nicht abfinden und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Im Umfeld des illustren Männerclubs stößt sie auf weitere Vorfälle und ein sich gegenseitig schützendes Geflecht aus Beziehungen und Mitwissern. Kim kommt all dem näher, als sie denkt.

Aufgrund des brisanten Themas war es für Gummich nicht einfach, in die Rolle der Maja hineinzuschlüpfen. „Ich habe bei den Dreharbeiten gemerkt, wie sehr mich das Thema auch persönlich belastet. Ich fing an, bestimmte Situationen, die mir passiert sind oder passieren könnten, anders wahrzunehmen. Man kann sich als Schauspielerin auch schnell in so ein Thema hineinsteigern und muss sich selbst gut schützen.“

Gummich verhielt sich am Filmset anders als sonst. „Normalerweise bin ich ein Mensch, der am Filmset laut und lustig sein kann, dann aber sofort in die Rolle umswitcht. Bei dieser Rolle war das anders, weil ich mich in die richtige Stimmung versetzen musste. Ich war am Set ruhiger als sonst. Ich habe mich zum Beispiel mit Musik in den Ohren vom ganzen Drumherum abgeschottet.“

Zudem bediente sie sich aus den Erkenntnissen der Psychologie: „In diesem Fall habe ich auch noch das Fünf-Stufen-System angewandt, die jemand laut der Psychologin Elisabeth Kübler- Roß in einem Schockzustand durchläuft. Das beginnt mit der Ablehnung über die Wut und Trauer bis hin zur Akzeptanz. Ich habe darauf geachtet, dass meine Rolle genau diese fünf Stufen durchläuft und die Szenen entsprechend angepasst.“

In der kommenden Ausgabe des ca:stmag, die Ende Januar erscheinen wird, spricht Gummich noch ausführlicher über Ihre Methode der Rollenvorbereitung, die Wichtigkeit ihrer Agentur und die Gagenunterschiede zwischen Fernsehen und Theater.

Auch der Schauspieler Jan Krauter, der in dem Film ebenfalls eine der Hauptrollen spielt, hat unserem Magazin ein Exklusiv-Interview gegeben und spricht über seine Art der Rollenvorbereitung und über seinen Werdegang von den Hochschulfilmen und dem Theater bis hin zu einem der gefragtesten deutschen Schauspielern.