Dominique Moro ist als Produzentin der UFA Serial Drama bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ für die Besetzungen der großen und kleinen Rollen mitverantwortlich. Im Interview verrät sie, wie die Schauspielerinnen und Schauspieler ausgewählt werden.
Hallo Frau Moro, wie ist der Casting-Prozess bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“?
Der Casting-Prozess hat sich über die Jahre verändert. Früher wurden Schauspielerinnen und Schauspieler zu einem Video-Casting eingeladen, um sie später eventuell für eine passende Rolle vorzuschlagen. Zu dem Zeitpunkt gab es die UFA Talentbase (Castingportal der UFA, Anm.d.Red.), mit der wir eng zusammengearbeitet haben. Damals hatten wir ein eigenes Team, das sich mit Castings beschäftigt hat. Dadurch entstand eine Datenbank. Diese Datenbank existiert noch immer – auch wenn es die UFA Talentbase in dieser Form nicht mehr gibt. Einige der damaligen MitarbeiterInnen der Talentbase arbeiten nun exklusiv für uns und besetzen Tagesrollen und kleinere Rollenfächer. Dafür nutzen sie die SchauspielerInnen-Datenbanken und arbeiten mit den Agenturen zusammen. Die Auswahl findet normalerweise per Showreel statt. Unsere Co-ProducerInnen bekommen eine Auswahl und treffen daraufhin eine Entscheidung.
Es ist also nicht möglich, sich explizit für „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zu bewerben?
Nein, das ist nicht möglich. Man muss einfach auf den üblichen SchauspielerInnen-Datenbanken präsent sein.
Wie läuft der Besetzungsprozess bei neuen Hauptrollen ab?
Unseren AutorInnen entwickeln in der Future-Woche die neuen Rollen der nächsten Monate. Dabei unterscheiden wir zwischen Hauptcast – also den SchauspielerInnen, die länger im Ensemble bleiben – und Future-Gastrollen. Letztere haben ebenfalls einen größeren Part in der Serie, sind für uns aber zunächst auf maximal drei bis fünf Monate zeitlich begrenzt. Der Casting-Prozess dieser beiden Rollen ist allerdings identisch. Die Rollenbeschreibungen gehen an Tina Böckenhauer (Casting-Direktorin in Berlin, Anm.d.Red.), mit der wir unsere Hauptrollen besetzen. Daraufhin schreibt sie ein eCasting aus und schlägt bestimmte Leute vor. Im Schnitt bekommen wir dann eCastings von zehn bis 20 vorgeschlagenen Schauspielenden. Wir treffen eine Vorauswahl und laden dann zu einem Studio-Casting ein, welches die SchauspielerInnen mit ihren zukünftigen KollegInnen aus unserem Cast absolvieren. Meist finden diese Castings am Montag statt, weil das unser Probentag ist und daher nicht gedreht wird.
Das ist also praktisch auch ein Konstellationscasting…
Genau. Manchmal nehmen wir auch noch eine zweite Szene auf, um zwei verschiedene Konstellationen auszuprobieren. Hat jemand in der Serie zum Beispiel eine Liebesbeziehung und noch eine andere Verwicklung, sind zwei Casting-Szenen sehr sinnvoll. Wir binden in den Entscheidungsprozess auch die Meinung unseres Hauptcasts mit ein. Das ist uns sehr wichtig, weil diese SchauspielerInnen sehr viel miteinander arbeiten werden. Die Szenen, die wir beim Casting gedreht haben, schauen wir uns dann gemeinsam mit der RTL-Redaktion an. Danach wird entschieden, wen wir besetzen.
Welche Rolle spielt die Schauspielausbildung bei der Vorauswahl der Schauspielerinnen und Schauspieler? Ist es Ihnen wichtig, ob jemand von einer staatlichen oder einer privaten Schule kommt oder überhaupt keine Ausbildung absolviert hat?
Ich versuche, mich davon nicht beeinflussen zu lassen. Wenn die eCastings kommen, schaue ich mir das About Me im Vorfeld nicht an, sondern nur die Szenen. Ich möchte einfach sehen, wie der Schauspielende die Szene verstanden und umgesetzt hat. Mir ist es erst einmal egal, was die Person vorher gemacht hat.
Normalerweise sind Schauspieler bei Film- und Fernsehproduktionen unständig beschäftigt. Ist das bei einer Daily, bei der das ganze Jahr über gedreht wird, anders?
Ja, also ein Wolfgang Bahro ist mittlerweile seit 30 Jahren hier angestellt. Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben Verträge über einen bestimmten Zeitraum, damit wir flexibel darin sind, unser Ensemble je nach Serienverlauf zu gestalten.
Weitere Interviews zu „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ gibt es in der nächsten ca:stmag zu lesen