Phillis Dayanir und Johanna Hellwig casten seit dem Jahre 2016 – ihre Vita reicht von Pilcher bis Tatort. Für die neue ZDF-Serie „Chabos“ von den BBC Studios mussten Sie gleich acht Hauptfiguren als Teenager und Erwachsene besetzen. Im Interview mit dem Medienmagazin DWDL verrieten sie, wie die Balance zwischen äußerlicher Übereinstimmung und schauspielerischer Eignung gefunden wird.

ZDF / Nikolaus Schreiber
„Bei der Besetzung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: das Temperament einer Figur, ihre Dynamik im Ensemble, die äußere Erscheinung“, erzählte Hellwig. „Optik und Inhalt können unterschiedliche Geschichten erzählen – oder gemeinsam die eine stützen. Gerade bei dieser Serie war es von Anfang an entscheidend, dass die Zuschauer*innen junge und ältere Besetzung sofort als dieselbe Figur wahrnehmen und sich mit ihnen identifizieren können.“
Dayanir ergänzte: „Und genau da entstehen bei Bauchmenschen wie mir früh konkrete Bilder der Darsteller*innen im Kopf, die ihrer Figur auch inhaltlich entsprechen. Da in der Serie die Rolle des erwachsenen Peppi eine zentrale Begleitfigur der jungen Chabos ist, haben wir sie als erste besetzt. Danach haben wir das Jugendcasting gestartet. Weil die Feinjustierung meistens parallel erfolgt, kamen die erwachsenen Schauspieler allerdings gedanklich schnell dazu.“
Die Wahl fiel auf die jungen Chabos Nico Marischka, Jonathan Kriener, Loran Alhasan, Arsseni Bultmann und die erwachsenen Johannes Kienast, David Schütter, Max Mauff und Erol Afsin. Dayanir erklärte den Weg zum Cast: „Recherche, Recherche, Recherche. Sichtungen, Vorbesprechungen und Nachbesprechungen untereinander mit Regie, den Produzentinnen und unserer tollen ZDF-Redakteurin Kristl Philippi, viele Impulse wahrnehmen, aber eben auch Erfahrung. Für die jüngere Besetzung haben wir unterschiedlichste Wege eingeschlagen, um neue Talente zu finden.“
Und weiter: „Die Kombination aus neuen Talenten und prominenter Besetzung war von allen Seiten gewünscht. Das hat uns aber keinesfalls kreativ eingeschränkt, im Gegenteil, unsere BBC-Produzentinnen und die ZDF-Redaktion haben uns alle Freiheit gelassen und eine schöne Arbeitsatmosphäre geschaffen. Wir konnten uns vielmehr mit Vorschlägen aus den unterschiedlichsten Themenfeldern austoben.“
Hellwig stellte klar, dass sie immer auf der Suche nach neuen Talenten sind: „Wir bleiben neugierig. Ob auf der Straße, im Theater oder bei Vorsprechen von Absolvent*innen. Manchmal ist da genau dieser eine Moment, in dem der Funke überspringt.“
Auf die Frage, ob der Bedarf nach Laien statt Profis wegen dem Kostendruck sinkender Budgets wächst, antwortete sie: „Die Frage ist, ob man an der Besetzung von Talenten mit weniger Erfahrung am Ende wirklich spart. Unerfahrenheit kann vielleicht weniger Gage, dafür aber mehr Betreuungs- und Drehzeit erfordern. Deshalb sollte die Neugier aufs Talent immer dessen Beitrag zur Geschichte dienen, nicht dem Etat.“


