Steckt Hollywood in der Krise?

Hollywood gilt als die Filmmetropole schlechthin, scheint nun aber in einer Krise zu stecken. Laut einem Bericht vom Branchen-Dienst „Horizont“ sind die Film- und TV-Produktionen im Großraum Los Angeles im ersten Quartal dieses Jahres um 22 Prozent zurückgegangen.

Dabei waren die Zahlen bereits im Vorjahr alarmierend. 2024 erreichte die Filmproduktion in der Region einen Tiefstand, wie zuletzt nur im Jahr 2020, als die Dreharbeiten infolge der Covid-Pandemie nahezu vollständig zum Erliegen kamen.

Ein Grund für den Rückgang sind steuerliche Anreize anderer Länder, die immer mehr US-Produktionen ins Ausland locken. Großbritannien hat erstmals 2007 ein Modell eingeführt, bei dem sich Produktionen mehr als ein Viertel ihrer Ausgaben vor Ort als Steuerrefundierung zurückholen können. In Österreich lassen sich seit Anfang 2023 bis zu 35 Prozent der im Land investierten Mittel refundieren.

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom möchte diese Entwicklung aufhalten und die Steuerrückvergütungen des Bundesstaates auf 750 Millionen Dollar mehr als verdoppeln. Schauspieler und Produzent Ben Affleck bezweifelt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP, dass das Vorhaben von Newsom ausreicht: „Der Prozentsatz, den man (in Kalifornien) im Verhältnis zum tatsächlichen Budget zurückerhält, kann mit Ländern wie England nicht mithalten.“

Selbst viele große Hollywood-Produktionen werden daher nicht mehr in Nordamerika realisiert. Drei Beispiele: „Jurassic World“ wurde in Thailand gedreht, „Wicked“ in Großbritannien und die in Los Angeles spielende Serie „Blade Runner“ 2099 stammt zu großen Teilen aus Tschechien. Laut „FilmLA“ waren die Soundstages (ein schalldichter Raum für die Filmproduktion) in Los Angeles im vergangenen Jahr nur noch zu 60 Prozent ausgelastet. In den Jahren vor der Pandemie war eine Auslastung von mehr als 90 Prozent die Regel.

US-Präsident Donald Trump kündigte an, einen 100-Prozent-Zoll auf im Ausland produzierte Filme zu erheben, um die heimische Filmindustrie zu schützen. Damit wolle er verhindern, dass Hollywood „einen sehr schnellen Tod stirbt“. „Daher weise ich das Handelsministerium und den US-Handelsbeauftragten an, unverzüglich mit dem Verfahren zur Einführung eines 100-prozentigen Zolls auf alle Filme zu beginnen, die in unser Land gelangen und in fremden Ländern produziert wurden“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social und fügte hinzu: „WIR WOLLEN, DASS FILME WIEDER IN AMERIKA GEMACHT WERDEN!“

Ob das Vorhaben funktioniert? Branchenvertreter und internationale Partner warnen vor negativen Folgen für den globalen Filmmarkt und mögliche Gegenmaßnahmen, etwa gegen US-Streamingdienste

Ein weiteres Problem für Hollywood ist der Strukturwandel in der Branche. Streamingdienste und verändertes Zuschauerverhalten führen dazu, dass weniger neue Serien und Filme produziert werden und Budgets weiter schrumpfen. Selbst Marktführer wie Netflix haben das Angebot an neuen Serien deutlich reduziert. Die Zahl der US-Serien mit Drehbuch sank 2023 auf 481, ein starker Rückgang gegenüber dem Spitzenwert von 633 im Jahr 2022.

Im Jahre 2022 waren die Zinsen noch niedrig. Als die Zinsen allerdings stiegen, erwies sich das hohe Produktionspensum für viele Streaming-Dienste als zu kostenintensiv. Bei den Investoren und Aktionären stieg die Unzufriedenheit. Kostenkürzungen und Stellenabbau waren die Folge. Vor allem dort, es am teuersten war, zu produzieren – nämlich Hollywood.