Es gibt zahlreiche Schauspieler, die später Drehbücher schreiben. Drehbautoren, die eine Zweitkarriere als Schauspieler starten, sind hingegen eher eine Seltenheit. Stefan Betz ist allerdings ein solcher Fall. „Ich bin eigentlich Autor und in die Schauspielerei hineingestolpert“, erzählt der 54-Jährige.
Betz war Stipendiat an der Drehbuchwerkstatt München und inszenierte 2003 den Kurzfilm Sommergeschäfte, der vom FFF Bayern gefördert wurde. 2005 kam sein Spielfilmdebüt Grenzverkehr, bei dem er auch Regie führte, in die Kinos. „Die Schauspielerei hat sich dann später ergeben, weil ich früher einmal an einer Dramenwerkstatt in München teilgenommen habe. Darüber bin ich dann in eine Sommerakademie des Bayerischen Volksschauspiels gerutscht. Dort saß wiederum eine Münchner Casterin und fragte mich für Filme an. Plötzlich war ich in der Schauspielerei drin. Aber ich arbeite hauptberuflich als Autor. Als Schauspieler mache ich nebenbei, was sich eben ergibt.“
Diese „Nebentätigkeit“ schritt voran, als er 2016 beim Tatort des Bayerischen Rundfunks die permanente Nebenrolle des Kriminalkommissars Ritschy Semmler bekam. „Der Max (Färberböck, Regisseur, Anm.d.Red.) fragte mich, ob ich Zeit und Lust auf diese Rolle hätte. Lust hatte ich. Und die fünf, sechs Drehtage, die damals für meine Rolle angesetzt waren, bekam ich ebenfalls gut unter.“
Färberböck und Betz hatten zuvor bereits bei den Fernsehfilmen „Sau Nummer vier. Ein Niederbayernkrimi“ und „Paradies 505. Ein Niederbayernkrimi“ zusammengearbeitet. Färberböck erinnert sich: „In beiden Filmen spielte Stefan sozusagen einen Landpolizisten. Ich kannte ihn gut. Und es hatte mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit ihm Regie zu führen und ihm dabei zuzugucken, was ihm so einfällt.“
Die Zusammenarbeit wurde erweitert, indem nun beide auch gemeinsam die Drehbücher für den Tatort schreiben. Dies war auch beim „Tatort: Trotzdem“ aus Franken der Fall, der am 6. Oktober 2024 im Ersten und in der ARD Mediathek zu sehen sein wird.
Seine Tätigkeit als Schauspieler ist für Betz auch als Autor von Vorteil. „Es hilft, Schauspieler zu sein, um diese Autoren-Eitelkeiten abzustellen“, erklärt Betz. „Viele Autoren fragen sich später, warum im Schnitt ein Satz herausgenommen wurde oder warum die Schauspieler etwas anderes sagen als im Drehbuch. Ich kann das aus pragmatischer Sicht total nachvollziehen. Manchmal braucht ein Schauspieler eben einen zusätzlichen Satz, um von A nach B zu kommen. Oder eine Szene ist schneller erzählt, sodass ein Brückensatz abfällt. Das verstehe ich total.“
Im Ca:stmag gibt es demnächst eine Übersicht aller fiktionalen ARD-Produktionen mit Produktionsfirma und zuständigen Casting-Direktor